Dr. Heiner Gillmeister †
Retired Member of the Department
Das Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie trauert um Dr. Heiner Gillmeister, seinen langjährigen Mitarbeiter, der am Donnerstag, den 25. März 2021, verstorben ist.
Heiner Gillmeister, Jahrgang 1939, studierte nach Abitur (1959) und Wehrdienst ab dem WS 1960/1961 Germanistik, Anglistik und Sprachwissenschaft. Nach dem 1. Staatsexamen und dem Referendariat (2. Staatsexamen) am Emil-Fischer-Gymnasium in Euskirchen (1966-1968) lehrte er nebenamtlich bereits ab 1968 als Lehrbeauftragter am (damaligen) Englischen Seminar der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo er 1970 mit einer Studie zu Discrecioun. Chaucer und die Via Regia (veröffentlicht 1972 in der Reihe ‚Studien zur englischen Literatur‘ Bd. 89) promoviert wurde. Im Jahre 1971 wurde er wissenschaftlicher Assistent, im Jahr (1972) darauf zum Akademischen Rat in der Abt. Historische Sprachwissenschaft und moderne Linguistik ernannt, wo er bereits 1974 zum Akademischen Oberrat befördert wurde. Für mehr als drei Jahrzehnte (bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2004) lehrte und forschte Dr. Heiner Gillmeister im englischen Seminar, voller Empathie, Enthusiasmus und Leidenschaft für seine zahlreichen Studierenden und seine weitgespannten Forschungsinteressen, durchgängig auch mit einer unverkennbaren (selbst-)ironischen Distanz zu den atemverschlagend schnellen Transformationsprozessen, denen die Universität als Institution in den Jahrzehnten von 1970-2000 ausgesetzt war.
Konstanten des Forscherlebens von Dr. Heiner Gillmeister konstituieren Geoffrey Chaucer, dem er 1984 eine zweite Monographie (Chaucer’s Conversion. Allegorical Thought in Medieval Literature) und über die Jahre zahlreiche Essays widmete, und die englische Sprachgeschichte, die er didaktisch aufbereitet in Service. Kleine Geschichte der englischen Sprache (1993) vorlegte. Der Titel der zweiten Auflage, dieses nicht nur bei seinen Studierenden sehr erfolgreichen Buches, verweist bereits launig auf Dr. Heiner Gillmeisters zweites wissenschaftliches Stand- bzw. Spielbein: Second Service. Kleine Geschichte der englischen Sprache (2002). Ausgehend von sensiblen sprachhistorischen Wortuntersuchungen zur Geschichte des Tennis und des Golfs (bereits ab Mitte der 1970er Jahre) wurde Dr. Heiner Gillmeister schnell zu einem der bedeutendsten Sporthistoriker Deutschlands (speziell Tennis, Golf und Fußball), dessen Expertise und Forschungsergebnisse europaweite, ja weltweite Beachtung fanden, wie der ‚Outstanding Academic Titles Award‘ des US-Magazins Choice für seine herausragende Studie Tennis. A Cultural History (1998, 2. Aufl. 2017) und die Tatsache, dass die Gründung des ‚Nederlands Golfmuseum‘ sich im Wesentlichen seinen Forschungen verdankt, in denen er die kontinentalen Wurzeln des Golfsports dokumentierte, zeigen. Wie insgesamt die Studien zur Sportgeschichte quantitativ etwa 75% des wissenschaftlichen Werkes von Dr. Heiner Gillmeister ausmachen, so fehlt es auch nicht an Studien, die seine beiden Forschungsleidenschaften konstruktiv zusammenführen: erwähnt sei exemplarisch nur der Essay „Chaucer’s Monk and Sports and Games in Medieval Monasteries and Cathedral Churches“ (2013). Und es ist im Rückblick auch sicherlich kein Zufall, dass Dr. Heiner Gillmeister vier Jahre nach seiner Pensionierung die Ergebnisse langjähriger und akribischer Detailforschungen in einer mustergültigen Edition des Tagebuchs von John Pius Boland, Bonner Student und Olympiasieger im Tennis 1896, im Druck vorlegen konnte, eine Editions- und Kommentierungsleistung, die ihres gleichen sucht: From Bonn to Athens – Single and Return. The Diary of John Pius Boland, Olympic Champion Athens 1896 (2008).
Heiner Gillmeister bleibt jedoch nicht nur als engagierter akademischer Lehrer und ausgewiesener, renommierter Forscher in Erinnerung; er war darüber hinaus ein überaus geschätzter, (selbst-)kritischer Kollege, ein überaus kluger Gesprächspartner, kurz: ein – nicht zuletzt durch seine eigene, biographisch weit zurückreichende sportliche Sozialisation – Mannschaftsspieler im besten Sinne, ein Team-Player, der sich u.a. auch im Fußballstadion über kaum etwas so sehr (und dann auch lautstark) ereifern konnte wie über Egoismen einzelner Akteure, die den Erfolg der Mannschaft, des Teams, insbesondere seiner geliebten Königsblauen des FC Schalke 04, gefährdeten und vielfach auch verhinderten.
Wir betrauern mit seiner Frau Anja seinen viel zu frühen Tod und werden als Institut Dr. Heiner Gillmeister stets ein ehrendes Andenken bewahren. R.i.p.
(für das Institut: Prof. Dr. Uwe Baumann)
Biography
See entry "Heiner Gillmeister," Contemporary Authors, vol. 203, ed. Scott Peacock, Detroit: Gale Group, 2002, 136-38.
Publications
Awards
CHOICE magazine "Outstanding Academic Titles, 1999."